Oft angekündigt, bisher nicht umgesetzt: der „Wohnungsbau-Turbo“. Dieses Mal aber soll wirklich entbürokratisiert werden. Mit dem Progamm will die Koalition in den ersten 100 Tagen ein Gesetzespaket für schnellere Genehmigungen vorlegen. Bürokratische Hürden im Bau-, Planungs- und Umweltrecht sollen abgebaut, das Baugesetzbuch modernisiert werden. Für Bestandshalter mag das weniger relevant sein – doch wer künftig bauen, aufstocken oder teilen will, könnte profitieren. Hoffen wir, dass der Turbo dieses Mal zündet und der Baumotor nicht noch mehr ins Stottern gerät.
Bizarr: Im selben „Wohnungsturbo-Satz“, nur durch ein Semikolon getrennt, geht es überraschenderweise um Bürokratisierung. So wird der Umwandlungsschutz um fünf Jahre verlängert. Die Transformation von Miet- in Eigentumswohnungen wird damit in bestimmten Gebieten – in allen sieben A-Städten, in Berlin flächendeckend – deutlich erschwert. Der Kauf und die Modernisierung noch nicht aufgeteilter Mietshäuser und/ oder der spätere Verkauf der einzelnen, neu gebildeten Eigentumswohnungen werden dort also nahezu unmöglich gemacht. Dem Markt werden weiterhin Fesseln angelegt – ebenso der Eigentumsbildung, die im gleichen Abschnitt beschworen wird.
Ein weiterer Haken in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen: „In einem zweiten Schritt werden wir eine grundlegende Reform zur Beschleunigung des Bauens vornehmen. Um eine nachteilige Ausstrahlungswirkung auf die Umgebung zu vermeiden, wird das Vorkaufsrecht für Kommunen in Milieuschutzgebieten und bei Schrottimmobilien entsprechend gestärkt.“ Es ist Hüh und Hott in einem Atemzug: Bauen attraktiver machen, aber den Verkauf – ein wesentlicher Bestandteil von Kalkulationen und Exit-Lösungen – erschweren.
Die Idee der Wohneigentumsförderung ist löblich – und angesichts der niedrigsten Eigentumsquote in der EU dringend nötig. Allerdings schweben den Koalitionären in spe auch hier eher bürokratische Maßnahmen vor, wie staatliche Bürgschaften oder Förderung. Dabei könnte es so simpel sein: Runter mit den Kaufnebenkosten, die je nach Bundesland 12 % ausmachen, darunter die Grunderwerbsteuer mit bis zu 6,5 %. Doch davon ist nichts zu lesen.